ab 1900 große Pneumatik

Spieltischwerkstatt mit Organola


Saverne, Elsaß, opus 793, Bj 1897, II/24

Bei dieser Orgel handelt es sich um Instrument mit pneumatischen Kegelladen, die vollständig erhalten ist und die 1996 von Walcker restauriert wurde. Hier also ist der Übergang von den Registerzügen zu den Wippen vollzogen. Jeder Orgelbauer hat sich dann mit verschiedenen Klaviaturbacken und Registerschilder zu profilieren versucht. Auffällig bei späteren pneumatischen und freistehenden Spieltischen ist bei Walcker, dass die Gehäuse sehr wuchtig ausgeführt wurden 
Dies sind die typischen Walcker-Registerschilder in den Farben "rosa", "grün", "weiß" und "himmelblau". Nachfolgend das Orgelportrait einer der interessantesten pneumatischen Orgeln im Elsaß aus der Zeit der Jahrhundertwende.  
Orgelportrait 0793saverne.pdf    

Essen-Werden, opus 885, Bj.1900, III/37

Welche Ästhetik solch ein Spieltisch ausstrahlen kann, erkennt man schnell daran wie solche Spieltische heutzutage dargestellt werden. Bei dieser hervorragenden CD von Zacher, in der wir den großen Organisten der Avantgarde erleben können, wie er tief in das Orgelspiel des letzten großen deutschen Orgel- Romantikers eintaucht, stellt man fest, dass hier die detailverliebte wilhelminische Zeit wieder eine Renaissance erlebt. Aber auch schon bei einer Vorgänge- CD an dieser Orgel, bei Wiebusch, hat der Grafiker schöne Jugendstilfenster aus der Kirche in die Grafik des Bookletts eingebunden.  
Bild und Dispo der Orgel:  Gerd Zacher in Essen-Werden:  

Esslingen,Stadtkirche,opus 1034, Bj. 1904, IV/87

Der Spieltisch überrascht mit einem klaren, einfachen Konzept, ohne Schnörkel und Verzierung. Die pneumatischen Drücker unter den Manualen stellen piano-Tutti Einstellungen der einzelnen Manuale dar und die Einschaltung der Freien Kombinationen. 
Klanglich hat dieses Werk sicher wunderschöne Eigenheiten, wie man schrieb: eine wundervolle Vox humana, eine Vox angelica, die mit der Echo Gambe verklärte Klänge im Übergang vom instrumentalen zum orchestralen Charakter vermittelten. Schwerpunkt waren die reichhaltig und fein abgestuften Registermischungen in Verbindung mit den farbenprächtigen Klängen der Einzelstimmen. Und hier war das Echo-Fernwerk, welches mit einem langen Gang vor Klangaustritt und doppeltem Schweller versehen war, eine besonders atmosphärische Klangerscheinung, die wir heute kaum kennen.  

Krefeld, Lutherkirche, opus 1112, Bj.1903, II/28+2

Dieser zweimanualige, rein pneumatische Spieltisch ist vollständig erhalten und wie wir sehen, handelt es sich hier noch um eine sehr übersichtliche und robuste Anlage. In einem nachfolgenden Beispiel wollen wir zeigen, wie kompliziert und umfangreich größere Spieltische aus der Zeit werden können. 
Disposition der Orgel 

Antwerpen Prot. Kirche, opus 1190, Bj. 1905, II/27

   

Mühlhausen, opus 1209, Bj.1905, III/67

Dieser Spieltisch war zu seiner Erbauerzeit eine Besonderheit. Über den Manualen befindet sich in der Mitte der Anzeiger für den Rollschwellwer, links davon Zeiger für den Wind, rechts der Zeiger für den Jalousieschweller des III.Manuals. Links neben der Nummer 32 gibt es eine Baßkoppel. Dieses Werk nun war eine der ersten großen Orgeln mit "Organola". Eine Bourdonkoppel ersetzt das obligate Pedalspiel derart, dass der tiefste Ton je eines angeschlagenen Akkkords als 16füßiger Baß miterklingt...., alles Dinge, die den Reformern schwer im Magen lagen. 
Disposition der Walckerorgel in Mühlhausen/Elsaß   

Morschheim, Opus 1215, Bj 1905, II/10

Jenes Werckchen hatte ursprünglich sieben 8Füsser, einen 16Fuß und einen 4Fuß aufgebaut auf einer pneumatischer Kegellade.
Die Tasten sind mit Ebenholz und Celluloid belegt.
Tonumfang war: Manual C-g'''= 56, Pedal C-d'=27
Gebläse war Compensationsfaltenreservoir mit Schöpfern
Die Orgel ist in einem Barockgehäuse eingebaut.


Habay-la-Neuve, opus 1543, 1910, II/17

   
Bei diesem Werk ist das Gehäuse aus der Walcker-Orgel opus 245 (früher Heutigsheim) verwendet worden. Die 17 Reg. stehen auf einer pneumatischen Kegellade    
     

Balderschwang, opus 2136, Bj. 1926, II/8

Wir sehen an dieser kleinen Orgel, die 1926 gebaut wurde, kaum einen nennswerten Unterschied zum Vorgänger, der 20 Jahre vorher gebaut wurde. Auch in der Disposition hielt man sich bei den Dörfern immer noch ans alte "Bewährte". Dennoch macht sich die "Bewegung" mit einer zarten Oktav-Mixtur bemerkbar, aber die "Romantik" ist noch voll anwesend. Disposition Balderschwang


Worms-Pfeddersheim, opus 1757, Bj.1913, II/17

Hier haben wir eine mustergültige Spieltischansicht, auf der man alle Einzelheiten und die gesamte Struktur der Gestaltung gut erkennen kann. Dieser pneumatische Spieltisch mit Organola ist komplett von Walcker restauriert worden. (linke Seite) Darunter sehen wir eine Zeichnung solch einer Organola, wie sie von Walcker für die Patentschrift gemacht wurde.    
 
Auf der linken Seite sehen wir den Spezialisten für mechanische Musikinstrumente, Herrn Häberle am Spieltisch in Worms Pfeddersheim, einer der wenigen mit dieser Selbstspieleinrichtung, die es heute noch gibt und die funktioniert. Links oben sehen wir den für einen Orgelbauer "unmenschlichen" Zustand einer pneumatischen Orgelanlage hinter dem Spieltisch, der gewartet und gepflegt sein will.    
     

Dortmund, Reinoldi, opus 1444, 1908, I/3

Dieses kleine Örgelchen, das heute in Belgien steht und tapfer seine Dienste tut, stand 1908 noch vor der großen Reinoldi-Orgel in Dortmund. Hier können wir die Registerwippen, die Walcker später bei allen großen Orgelspieltischen eingebaut hat, und die natürlich für elektrische Schalter gedacht waren, gut studieren. Vergleichbare Wippen hat auch Voit in seinen Orgelspieltische.   
Der Aufbau der Orgel ist vergleichbar den"Dulsanell-Orgeln" die in großer Zahl in Schottland (1900-1908) eingebaut wurden.   

St. Petersburg,Kath., opus 1489, Bj 1909, II/15

Disposition der Walckerorgel opus 1489 Auch an diesem Instrument sehen wir, dass die Wartung solcher "Röhrenpneumatik" an Spieltischen mit Schwierigkeiten verbunden sein können.  


Quito Equador, San Augustin, op2117, 1925, II/18

 
Dieses wunderschöne Werk von Oscar Walcker konnte ich vor einigen Jahren spielen. Es ist eine Taschenladenorgel, die leider einige Mucken hat. Aber die einen großartigen Klang verspricht. Wenn an nur den notwendigen Aufwand einer Restaurierung auf sich nehmen würde. Soweit ich weiß sind alle Pfeifen vorhanden und soweit man es übersehen konnte waren keine größeren Zerstörungen in der Orgel festgestellt worden.     
 


Strasbourg St.Paul, opus 777 Bj. 1897, III/58 (71)

Diese Orgel ist in jeder Hinsicht von großer Bedeutung. Emile Rupp hat hier nicht nur seine Klangvorstellungen realisiert sondern auch 1907 die pneumatische Kegelladen-Orgel auf elekktropneumatisch umgestellen lassen und damit einen neuen Spieltisch bekommen. In einem Hinweis wurde mir mitgeteilt, dass bei dieser Arbeit auch Haerpfer beteiligt war.Hier sehen wir also Rupp auf dem "neuen" Spieltisch von 1907.
Hierzu ist überzuleiten zur "Spieltisch-Reform", die Albert Schweitzer und Emile Rupp gewissermaßen initiiert haben, und die wir auf diesen Seiten in einem extra Kapitel etwas an Beispielen erläutern wollen.


verschiende pneumatische Walckerspieltische


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