Orgelstimmen der Romantik
und ihre
Dispositionsgrundlagen
Principale
Die Principale
sind die Hauptstimmen der Orgel. Nach ihrer Mensur (Normalmensur) werden
alle anderen Stimmen ausgerichtet. Sie haben kräftigen Ton. Die
Principalbasis des Hauptmanuals ist mindestens 8'. Darüber gibt es 16' bei
größeren und selten 32' (St. Denis, Tours) Auf 4' basierende Orgeln nennt
man "halbe Orgeln". Die auf den Basisprincipal folgende Principalstimme
nennt man "Octave", da sie den 2.Teilton darstellt.
Principal 8'
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Die wichtigste
Stimme der Orgel, aus gutem Metall gefertigt 75%-88%-100% Zinn. Als
Prospektpfeifen sollen sie ihre ungeschwächte Kraft in den Kirchenraum
lenken können. Die untere Oktave kann aus Holz sein, aber man trifft
durch die staatliche Reglementierung von 1917 auch oft Zinkprospekte
an, die anstelle der ursprünglichen Zinnprospekte in den 1920er Jahren
durch Zinkpfeifen ersetzt wurden. Nur sehr wenige Ausnahme-Orgeln
haben die Requirierung der Orgelprospektpfeifen durch das deutsche
Militär im Ersten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Nach dem Krieg
war die Wiederherstellung der Prospekte das erste Geschäft für den
Orgelbau.
Weite Mensur und
hohe Aufschnitte bedingen kräftigen Grundton mit wenig starker
Begleitung von Obertönen. Reichliche Windzufuhr. Zweite Partialton ist
stärker, weniger der 3. und 4. . Das Register kommt auch im selben
Manual zweifach vor, mit unterschiedlicher Mensur.
(engl.= Open
Diapason) (franz.=Montre 8') (span.=Flautada de 13 oder
Baxoncello de 13))
Kräftig, herb,
voll, sonor, glänzend, majestätisch. Klang mildern oder abdunkeln
durch: Principal 8'
+ Gedackt 8' oder
Principal 8' + Bourdon 16' oder P8'+ Flöte 8'
Klangbeispiele
Principal 8'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Principal 8'
HW, Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Principal 8'
HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj. 1907
Principal 8'
HW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Principal 8' HW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Montre, Prästant |
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Montre (monstrare
lat.=zeigen) Prästant (lat. praestare), Préstant, französische
Bereichnung für Principal. Bei der Walcker-Orgel in
Mühlhausen kamen alle drei Bezeichnungen im ersten Manual vor:
Principal 16', Montre 8', Prästant 4'
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Flötenprincipal 8' |
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Klangbeispiel
Flötenprincipal
8'
HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden, St.Matthias
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Octavbass 8' |
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im Pedal, die
Oktave (2.Teilton) des Principal 16', ohne diesen ist die Bezeichnung
unsinnig.
Klangbeispiele
Octavbass 8'
P,Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Principalbass 8'
P, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898 |
Principal 16' |
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Hauptwerk,
Pedal, oft aus Holz, aber auch Zinn, Zink. weite Mensur, kräftiger
Klang, C=320mmØ Zinn im Pedal, im HW= 250mmØ, in Michaeliskirche
Hamburg der Walcker-Orgel.
(engl.= Double
Open Diapason) (franz.=Montre 16') (ital.=Contrabasso) (span.=Flautada
de 26)
Im Hauptwerk St. Sulpice, Paris stehen zwei
Principal 16', davon ist ein Register überblasend (harmonique) und
dadurch 32' lang.
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Principalbass 32' |
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Großprincipal,
Subprincipal, Kontraprincipal, (engl.=
Double double Open Diapason oder Contrabasse open) (franz.=Montre 32')
(ital.=Contrabasso dopio) (span.=Flautada de 52) Mit Außnahme nur
weniger Orgel nur im Pedal zu finden, meist ganz in Holz oder
erhebliche Teile aus Holz. Die Ansprache ist schwer, und der Klang in
den tiefen Tönen ist nur schwach. Gewinn mit Hinzuziehen von 16' und
8' an Kontur. Der Principal 32' kommt schon Anfang des 17.Jhd. vor in
Lübeck St. Peter und an der Dompeniusorgel in Bückeburg.
Eberhard Friedrich Walcker erfand nicht nur in
Frankfurt / Paulskirche den ersten stabilen Ton durch Anhebung der
Pfeifenwanddicken, sondern er entwickelte eine Kernschraube, mit der
die Optimierung des Windflusses eingestellt werden konnte. Er schickte
zur Industrieausstellung nach München 1854 eine 40' lange aus
Holzdauben zusammengesetzte und mit Zinnplatten überkleidete Pfeife
ein, welche den Ton "C" in noch nie gehörter Fülle und Reinheit
ertönen ließ. Noch 1,5 Sekunden klang der Ton in der Pfeife nach, als die Windzufuhr
unterbrochen wurde.
Pedal, Holz (bei
der Walcker-Orgel in Boston, jetzt Methuen, ist der P32' in Zinn 85%,
dessen größte Pfeife allein über 400kg wiegt)
C=550mmØ Zinn, in
Michaeliskirche Hamburg.
Die tiefsten
Töne (16Hz) sind wahrscheinlich nur über die Teiltöne hörbar. |
Oktave 4' |
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2.Teilton des
Principal 8 oder 4.Teilton der Principal 16'. Im Prospekt auch
Prästant 4'. Aus Zinn auch Zink, nie Holz. In der Heidelberger
Stadthalle (Voit) Kleinprincipal 4'. Gibt als 2. Teilton dem Princ. 8'
Klarheit. Gute Mischungen sind P8'+Ged8'+Flöte8'+O4' mit Verstärkung
des Grundtons und dem 2.Teilton ergibt vollen Klang. In 16' Orgel
Quintdezime.
(engl.=
Principal oder Octave) (franz.=Préstant 4') (ital.= Ottava) (span.=Octava)
Klangbeispiele
Octave 4'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Oktave 4'
HW, Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Oktave 4'
HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj. 1907
Oktave 4'
HW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Oktave 4'
HW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Octave 2' |
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Superoctave 2'
Zinn, recht weite Mensur damit der 4.Teilton nicht zu scharf wird. In Wien-Stephansdom baute Walcker Oktavbass 2' ins Pedal.
(engl.=
Fifteenth) (franz.=Doublette, Ocatvin oder Quarte de Nasard) (ital.=
decima quinta) (span.=Quincena) (lat.Quinta decima)
Klangbeispiel
Oktave 2'
HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj. 1907
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Octave 1' |
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Principal 1', Superoktävlein, Subsuperoktav (Walcker-Mühlhausen)
(engl.=
Twenty second oder Octav fifteenth) (franz.=Eifre, Piccolo) (ital.=
Vigesima seconda) (span.=Faluto en 22) (lat.Quinta decima)
selten durchgehend wie in Walcker -
Frankfurt, Paulskirche, sonst meist nur im Diskant
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Synthematophon 8' |
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von Walcker patentierte Stimme (Patent
ca.1902-04), Starktonstimme des Prinzipalchores mit doppelten Labien,
die sich gegenüberliegen. C-H ist oft in Zink, Rest in Zinnlegierung.
Die Pfeifen sind konisch, nach oben enger werdend. Aufschnitt ist in
der Regel gerade. Die Pfeifen entwickeln einen 4mal so starken Ton als
ein gewöhnlicher Principal. Wurde gebaut in Hamburg- Michaeliskirche,
Namur/ Belgien, Hamburg- Musikhalle, Dortmund-Reinoldikirche, |
Spielhilfen
der Romantik |
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Melodiekoppel: verstärkt die
Oberstimme eines Akkords in der Weise, dass die oberste Taste des
Akkords in Oktave höher auf selbem Manual mitklingt. Bei der
Melodiekoppel I an II erklingt die Melodie auf dem II.Manual.
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©2005 Gerhard Walcker-Mayer
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Bildbeispiele
Bildbeispiel08
Großprincipal 32' C aus Hamburg
Michaeliskirche, Ø 550mm, in reinem Zinn gefertigt
Bildbeispiel09
Diapason 32' Pedal
in Longwood organ von
Aeolian/USA
Bildbeispiel01
Principal 8' mit
Rollenbart in der Walcker-Orgel in Quito/Equador, Op.2117, Bj. 1925
Bildbeispiel02
Principalpfeifen h', c''
Walcker-Orgel in Mimbach,
Opus 170, Bj. 1862
Bildbeispiel03
Octave 4', f0,
Walcker-Orgel in Krefeld,
Op.1112. Bj. 1903
Bildbeispiel04
Octave 2'
Dalstein-Haerpfer, Remerschen,
Bj. 1890
Bildbeispiel05
Flötenprincipal 8'
Schlimbach, Nieder-Roden
Bj. 1906
Bildbeispiel06
Harfenprincipal 8'
Ital. Principal
Schwiegel
Mahrenholz, "Die Orgelregister"
Bildbeispiel07
Synthematophon 8'
Walcker-Orgel in Namur, Belgien
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