Orgelstimmen der Romantik
und ihre
Dispositionsgrundlagen
Geigenchor
Die Streicher
und Gamben waren die Hauptangriffspunkte der Orgelbewegung bei den
romantischen Orgeln. Auch hier ist vom Klang (nicht von der Namensgebung)
her sehr zu differenzieren welchen Zweck und welche Aufgabe das Register
haben soll. Es stellt sich die Frage, soll man Gemshorn 8', Hohlflöte 8',
Schweizerflöte 8' hier einsortieren, und was ist mit Fernflöte 8' (auch
Harfpfeife)? Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen enge Principale =
Geigenprincipal, Gamben, Streicher und Labialstimmen mit sehr enger Mensur.
Die Namen der Register sagen jedoch nicht eindeutig über die Mensur aus. Wir
können jedoch sicher sagen, dass die Reihenfolge I.Manual Viola di Gambe 8',
II.Manual Salicional 8' und III.Manual Aeoline 8' oder Harmonika 8' die
normale Streicherdynamik charakterisiert. Jedoch ist damit nichts über die
Mensur ausgesagt. Denn der Salicional ist in der Regel etwas weiter als die
Gambe, während die Aeoline oder Harmonika auch das engste Register sein
dürfte. Die Gambe hat einen streichenden Ton, der von Blasgeräuschen
begleitet wird, was als "Strich" bezeichnet wird. Dies hat der Salicional,
der etwas schwächer als die Gambe intoniert wurde, nicht. Der Salicional ist
etwas weiter aufgeschnitten. Am schwächsten sind die Streicher im III.Manual,
deren Füße je nach Winddruck stark zugekulpt sind, und die hinter einer
Schwellwand ihren herrlichen Zauber entwickeln können.
Hier spielt der
Gedanke des "Echo" eine Rolle, was sich in Werkbezeichnungen und
Registernamen wieder finden lässt. Noch während der Reformbewegungen werden
viele "echte" Echowerke gebaut, so in Bad Nauheim, wo über einer abstrakten
Vierung hinter doppelten Schwellwänden durch eine Kirchendachöffnung
ätherische Klänge einer 20m entfernten Orgel zur Gemeinde
hinunterrieseln konnten.
Geigenprincipal 8'
|
|
Kommt
zuweilen auch als 8' oder 16' vor. Ist enger als Principal aber
weiter als Gambe. Die tiefe Oktave ist oft aus Holz, Rest aus Zinn
oder Zink. Niederer Aufschnitt. Obertonreicher, streichender und
schneidender Klang in Richtung Gamba. Die ersten fünf Partialtöne
sind beim Geigenprinzipal gut anzutreffen. Gegenüber Gambe ist er
grundtöniger, gegenüber Principal schärfer, obertonreicher.
Walcker-Mensur Geigenprincipal Holz 117/94mm gegen Gamba 100/80mm
und weiter Principal 8' 137/112mm. Bei großen Werken wo im I.Man
Principal 16' steht ist dann im II.Man oft Geigenprinc.16', oder
auch nur die Bezeichnung Princip.16', welche einen engeren
Principal meint. Bei den Walcker-Orgel in Frankfurt-Dom, Aachen,
Gewandhaus Leipzig und Riga sind im III.Manual Geigenprincipal 8'
und in Riga dazu noch Geigenprincipal 4' disponiert. Riga hat im
VI.Man. einen Flötenprincipal 8'
Klangbeispiele
Geigenprincipal 8'NW,
Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Geigenprincipal 8'
HW, Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai,
Bj. 1892
Geigenprincipal 8'
OW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Geigenprincipal 8'
SW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
|
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Gemshorn 8' - 16' 8' 4' selten 2'
Gemshornbaß oder Großgemshorn 16'
Spitzflöte,
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wird oft aus
Probzinn und mit Seitenbärten gefertigt. Helmholtz
stellt fest, dass die 5., 6. und 7. Partialtöne recht deutlich
hervortreten, was den hornartigen, etwas streichenden Klang
hervorbringt. Um diesen feinen Strich zu erhalten, darf der Aufschnitt
nicht zu hoch sein. Verstärkt auch den 2' Partialton, also die Oktave.
Der Klang der Spitzflöte ist schwächer.
Unterer Ø ist 2 bis 3 Teile des oberen Ø
Klangbeispiele
Gemshorn
8'
HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj.1907
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Gambe 8' -16', 4'
-
Viola di Gamba
Gambetta 4'
Spitzgamba, |
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hat
seinen Namen von der Viola di Gamba, Kniegeige. Mit Anfang des 17.Jh,
als man die Durchmesser-Mensuren der Pfeifen auf ihre
Klangfarbeneinflüsse weiter gehend untersuchte, wurde das Register
Gambe, Gamba, Viola di Gamba entwickelt. Hieraus sollten weitere
Abstufungen wie Salicional, Fugara, Viola etc. folgen. Das Register
wird oft in Zinn, Zink, auch tiefe Oktave in Holz gefertigt Mensur
ist sehr eng mit niederem Aufschnitt. Erzeugt zahlreiche und starke
Obertöne. Bis zum 6. Partialton gut hörbar. Kurzes Anschlagen der
Taste lässt den 3. Partialton deutlich hören. Bei gestrichener Saite
sind diese hohen Obertöne besser hörbar als bei gerissener oder
geschlagenen Saite.
Beim
Bau dieser Gambenpfeifen ist neben Streicherbärten wichtig, dass die
Expressionen rund 1 1/2' Durchmesser unter Pfeifenoberkante beginnen.
Dies hebt den Obertonreichtum. Mit diesen Mitteln haben schließlich
die Romantiker die Aliquoten ersetzt! Viele Orgelbauer heutiger Zeit
wissen diese einfachen Regeln nicht und bauen völlig falsche
Expressionen. Die Gambe ist, wie unter
"romantische Disponierweise" erwähnt, dem Hauptmanual zugeordnet, wo
sie meist als 8' steht. An der Walcker-Orgel in Riga haben wir aber
auch 16'-8'-4' Gamben im I.Manual. Im Pedal wird meist Cello
disponiert. Die Gambe verbindet sich vorzüglich mit den Bourdonen 16'
und 8' da sie sich komplementär verhalten.
Bei
Walcker 1909 ist die Gamba 8' mit 100/80mm als Holzpfeife recht
enger als Violon, Salicional oder Fugara. EFW besetzt das I.Manual in
Ffm-Paulskirche 1834 mit Viola di gamba major 16' - Viola di gamba 8'
-Fugara 4' und legt damit den Grundstein für die Disponierung
romantischer. Gamberegister sind nicht einfach zu intonieren, da sie
schnell überblasen und schwer ansprechen, besonders ohne Streichbart.
Denn der Aufschnitt der Gambe ist sehr niedrig. EFW hat sehr schöne
Gamben gebaut mit interessanten Bärten, die am Unterlabium angelötet
waren.
In England wurden auch Gamben ähnlich den Dolcen
gebaut, mit umgekehrten Kegel. Die so geformte Bauweise sorgte für
schnellere Ansprache, hatte aber einen schwächeren Ton mit minder
schneidendem Strich. ==> Bellgamba (Glockengambe)
Bei der Spitzgambe werden wie beim Gemshorn die
5.,6.,7. Partialtöne verstärkt, dieses Register ist mit der konischen
Viola identisch.
Klangbeispiele
Gambe 8'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Gambe
8' HW, Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai,
Bj. 1892
Gamba 8' HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj.1907
Gambe 8'
HW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj.
1895
Gambe 8' HW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Viola 8' -Viole d'amour |
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Liebesgeige, ist
im Bau und Klang der Gambe ähnlich. Erhält aber weniger Wind und damit
weniger Strich. Sie hat lt. "klassischer Disponierweise" ihren Platz
auf dem III.Manual, wird aber bei Walcker oft im II.Manual als Viola
8' eingesetzt oft in Verbindung mit Viola 4', wie in St.Peter Hamburg
Op. 1728. In der Stephankirche Bremen Op.1295 findet sich dasselbe auf
dem III.Manual
Bei Walcker
Mensurliste v.1908 ist die Viola mit c° =46mm zwischen Gambe c° =51mm
und Aeoline c° =44-42mm angesiedelt, die Harmonika hat nur c° =40mm.
Ein ausgewachsener Principal hat dagegen gar c° =85mm
Im Hauptwerk EFW
Frankfurt Paulskirche finden wir nur eine Viola major 16', ansonsten
gibt es keine Viola-Stimme mehr in der ganzen Orgel - dagegen aber
zwei Violon 16' in den Pedalen ! Bei Walckerorgel Landau
Prot.Stiftskirche findet sich Viola d'amour 8' im II.Manual, in
Ludwigsburg Ev. Stadtkirche ist eine Viola 4' im ersten Manual. Bei
der Wiener Stephansdomorgel hat es Viola 4' im II. und im III.Manual
Klangbeispiele
Violine 8'
HW, Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai,
Bj. 1892
Viola 4'
HW, Röver-Orgel Nordleda
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Violon 16' |
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Pedalstimme aus
Tanne- oder Kiefernholz mit enger Mensur, daher etwas steichend, aber
kräftiger Klang der trägt. Diskreter als Prinzipalton. Hat Seitenbärte
mit Intonierrollen. Haas baute in Baseler Münster zwei Violonbässe 16'
ins Pedal, einer aus engl.Zinn, der andere aus Holz. Ersterer mit
scharfem Strich, letzterer zart streichend. Der Violon verbindet sich
gut mit dem dumpferen Subbaß, da beide klanglich komplementär sind.
Violonbass bei
EFW wurde oft kombiniert mit 8' und 5 1/3', letztere Pfeife als
Rucksack auf die offene 8'-Pfeife draufgesetzt.
Haas, der bei EFW
gelernt hat dürfte diese Disponierweise vom Meister aus Ludwigsburg
gelernt haben, der dies bereits in der Frankfurter Paulskirchenorgel
getan hat. Ein Violon 16' war ins Pedal I, der zweite im Pedal II
eingebaut. Durch zwei Pedalklaviaturen anspielbar.Klar ist, dass der
weichere Violon im II.Pedal gesetzt war. Auch beim Umbau 1899 wurden
beide Violon 16' belassen. EFW hat diese beiden Violons auch in Ulm
und in Helsinki wie erwähnt disponiert.
Klangbeispiele
Violonbass 16'
Ped., Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai,
Bj. 1892
Violonbass 16'
Ped., Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
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Kontrabaß 16' 32' |
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Kontraviolon,
streichende Pedalstimme in Tonstärke dem Prinzipal nahe und kräftiger
als Violon. Oft als Ersatz sowohl des Prinzipals wie des Violons
gedacht. Material ist oft Holz, aber auch Zinn oder Zink.
Steinmeyerorgel in München, Frauenkirche war mit Kontrabaß 32'
bestückt, so auch Sauerorgel in Garnisonskirche Berlin.
Eberhard
Friedrich Walcker baute in Frankfurt, Paulskirche Pedal den Contrabass
32', dazu war hier ein Subbaß 32' und auch im I.Manual 32' Untersatz.
Wird der Prinzipalbass aber ausgeführt, so entfällt in der Regel auch
bei großen Orgeln der Kontrabass.
in den
Walckermensuren von 1909 findet sich ein weiter und ein enger
Contrabass 16'. C=174/145mm zu C= 189/157mm. Im Vergleich dazu
Prinzipalbass 16' C=205/171mm und Violon C=160/133.
Klangbeispiele
Kontrabass 16' Ped., franz.
Orgel
|
Violoncello 8' 16' |
|
Pedalregister,
das aus Zinn, Zink, Holz gebaut wird. Gambenbass des Pedals. Ladegast hat für die Schweriner
Domorgel im Pedal das Cello 8' doppelt plaziert. Eines aus Holz das
andere aus 14lötigem Zinn. Das Violoncello ist ein enges Register, das
die Gambe im Pedal repräsentiert. Mit dem Subbaß geht dieses Register
eine schöne Verbindung ein, mit Glanz und Kraft. Das Register ist
schwächer intoniert als der Violon.
Bei Walcker etwas
enger als Gambe C=100/80mm, Cello=92/73mm
Klangbeispiele
Violoncello 8' Ped,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
Violonbass 16' und Violoncello 8'
Ped,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
Violoncello 8'
Ped, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj.1907 |
Salicional 8' |
|
Salcional,
Salizet, Salicet, lat. salix=die Weide, also Weidenpfeife. Wenig
weitere Mensur als Gambe, aber höheren Aufschnitt, oft runde
Aufschnitte, weniger Wind als Gambe, daher weniger Obertöne. Bis etwa
4. Partialton gut hörbar. Mehr Grundton als Gambe, weniger Strich.
Klang geht mehr zu Prinzipal, aber lieblicher, weicher, zarter. Sanft
singende Solostimme in Materialien, Zink, Zinn, Holz (C-H). Wie unter
"romantische Disponierweise" angesagt, ist der Salicional in der Regel
im II.Manual zu finden, es ist praktisch die Gambe des II.Manuals. Mit
dem 16' Salicional lassen sich mit 8' Stimmen reizende Mischungen
erstellen. Wie Bourdon mit Gambe, so stellt Salicional mit Gedackt
eine schöne Verbindung dar, ergänzt vom Gemshorn.
Bauart ist oft
ohne Streichbärte, wenn der Aufschnitt hoch ist. In Ulm baut Walcker
Salicional 16' ins II.Manual, dafür den Salic. 8' ins erste Manual
(auch in Lübeck, Domkirche und Strasbourg Garnisonkirche u.a.). In der
Petrikriche St. Petersburg findet sich der Salicional 8' im III.Manual.
In der Dom-Orgel Frankfurt wird im II.Manual Salicional 16' gebaut,
der Salicional 8' im III.Manual. Hier sind die 16' Register I. und II
in Diskant und Bass getrennt. Kommt auch als diskrete Pedalstimme vor
auf 16'. Allerdings kaum bei Walcker, der auf Violon 16' und Cello 8'
die Streicher im Pedal weitgehend begrenzte. Ausnahme ist
Michaeliskirche Hamburg, wo ein Geigenbaß 16' und ein Salizetbaß 16'
im Schweller des IV.Manuals aber vom Pedal aus gespielt wird, neben
Cello 8' aus Zinn, eben möglich bei 38 Register allein im Pedal!
Klangbeispiele
Salicional 8'
NW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Salicional 8'
OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj.
1895
Salicional 8' UW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj.1907
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Dolce 8', 4'
Dolcissimo, Dolcissima
Dolcan, Dulcan |
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hat meist schwach
trichterförmiger Pfeifenkörper, die nach oben erweitert sind, enge Mensur,
Aufschnitt ist recht gering, oft gewölbt, Labien recht eng. Als
Material wird meist Zinn-Bleilegierung verwendet, aber auch Holz C-H
und Zink. Das Register ist sehr leise, so erhalten die Pfeifen wenig
Wind, daher sind die oberen Partialtöne gering ausgeprägt, der zweite
Partialkton ist dominierend. Sanfter , zarter Ton mit nur wenig
Strich. In sehr enger Form nennt man das Register auch Dolcissima oder
Dolcissima.
Sehr oft ist die Dolce im I.Manual zu finden als schwache
Streicherstimme gegen die stärkere Gambe gesetzt. Als Dolce 4' baute EFW diese
Stimme in Boston ins III.Manual
EFW aber hat die
Dolce 8' vornehmlich ins II.Manual palziert. (Ffm Paulskirche,
Petersburg, Boston, Ulm) während seine Söhne sie später in Leipzig
Gewandhaus, Aachen Christuskirche usw. im ersten Manual auftauchen
lassen, aber oft auch im II.Manual einbauten.
Das Register
soll als unaufdringliche Begleitstimme zu einer Solostimme eines
Nebenmanuals Verwendung finden, daher finden wir es in den unteren
Manualen. Wenn es als 4' Stimme vorkommt ist es aber in den
höheren Manualen plaziert, es verstärkt dann den 2. Partialton. Diese
Stimmen verbinden sich gut mit den Flöten und Gedacktregister wie
Bourdon 16'.
Walcker hat für
Riga unter dem Namen Dulciana 8' im ersten Manual eine Dolce-Stimme
kreiiert, wahrscheinlich aus England übernommen (in HH-Michaeliskirche heisst sie nur noch Dulcian 8'). Wurde
später von Voit in die Stadthalle Heidelberg übernommen.
In Dieburg, Wallfahrtskirche habe ich eine alte
Dolce 8' (siehe Foto) eingebaut, das mit der Koppelflöte 4' holzige
Klänge wie ein Xylophon erzeugt. Das sehr schwach intonierte Register
tritt immer noch im Pleno durch seinen eigenartigen hölzernen Klang,
der durch Streichbart und Bauform gegeben ist, markant hervor.
Klangbeispiele
Dolce 8'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Dolce 8' UW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj.1907
Dolce 4' SW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Portunalflöte, Portunal 8', 4'
Portune 4' |
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Erfindung von Müller, Breslau. Kommt offen oder gedeckt vor. Material
normalerweise Holz. Klang ist sanft, klarinettenartig. Besondere
Kernkonstruktion. Portune 4' ist ein Zungenregister, steht in Luzern im
Pedal. |
Harmonica 8' (Harmonika) |
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hat zarten,
feinen, etwas streichenden Ton, der zwar schwächer als der Salicional
ist, aber die Äoline etwas an Stärke übertrifft. Sehr enge Mensur mit
wenig Windzufuhr, wird meist aus hartem Holz gefertigt oder Metall,
12lötiger Zinnlegierung.
Das Register findet sich als eines der schwächsten Register im III.Manual. Sehr schön ist die Verbindung von Harmonika mit zartem
Gedackt oder Flöte, wo es neue Klangfarben ergibt. Dieses Register
dürfte erstmalig von EFW gebaut worden sein und zwar 1833 in die
Paulskirche nach Frankfurt.
Bauart wie Traversflöte mit Frosch, aber weniger
Windzufuhr, Kastenbärte.
In Ulm Münster
baut Walcker 1890 einen Harmonikabass 16' ins Pedal.
Die
Harmonika ist bei Walcker das engste Register in seiner
Holzpfeifen-Liste von 1909, es hat beim C= 79/61mm gegen Aeoline
86/67mm, die Gamba hat 100/80mm.
EFW baute das
Register konisch aus Holz mit Maßen C= 42x42mm /50x42mm, also oben
weiter. Damit ist es eine Konstruktion vergleichbar der Dolce. EFW:"mit
äußerst zarter Gambenintonation von Holz", so in Hoffenheim, wo
das Register als Holzharmonika bezeichnet ist.
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Aeoline
8' |
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ist die
schwächste Stimme des Geigenchors. Ihr zarter fein streichender,
geradezu ätherischer Klang ist für andächtige Stimmungen wohlgeeignet.
Dies wird bewerkstelligt durch sehr enge Mensur mit niedrigem
Aufschnitt, wenig Windzufuhr und unter Verwendung von Streichbärten.
Meist wird Zinn verwendet, in der tiefen Lage Holz oder Zink. Der Name
kommt wohl von der Äolsharfe. Sie wird in der Regel in den oberen
Nebenmanualen, vornehmlich ins III.Manual, eingesetzt.
Für die
Schweriner Domorgel baute Ladegast ein Rohrwerk mit engen Aufsätzen
als Äoline 16'
Bei Walcker
haben wir aus 1908 die Mensurangaben
Aeoline C= 65mm,
gegen Gambe C=65mm, Violine C=58mm, weiter Principal 8' C= 165mm,
alles lichte Ø
Walcker baute
Aeoline, Aeolodikon auch als durchschlagende Zungen.
Klangbeispiele
Aeoline 8'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Aeoline 8' SW, Furtwängler-Orgel,
Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Voix céleste 8', Jeu céleste 8'
Piffaro 8'+4'
Bifra 8'+4' und Biffaro 8'+2', Piffara,
(Tibia bifaris= doppelredend)
Celestina, Celestiana (meist 4')
Unda maris, Meerflaut |
|
Himmelsstime,
besteht aus engmensurierten Pfeifen, etwa 3-4 HT weiter als Äoline,
aus Zinn, tiefe Lage entfällt oft oder ist aus Holz oder Zink oder
zusammengeführt. In
Schwebung gestimmt zum nächsten Streicher, was Salicional oder Äoline
ist. Diese Schwebung kann höher oder tiefer zur normal gestimmten
Pfeifenreihe sein. Vogler forderte die Verstimmung bei beiden Reihen,
hier über- dort unterstimmt auszuführen. Um ein gleichmässiges
Verstimmen auf ganzer Tonskala durchzuführen mit etwa 1-2 Schwebungen
im Bereich c'-g' sollte das Register in sich dynamisch gestimmt
werden, nie ganz rein. Dies ist nicht einfach zu stimmen, und muss oft
wiederholt werden. Auf Registerkanzellen sind diese Register exakter
einzustimmen, da keine so starke Anziehung wie bei der Schleiflade
vorliegen.
weitere
Schwebungen sind Unda maris, Vox humana (Casparini), Meereswelle,
Schwebflöte, Viola tremolo, Vox angelica, Engelstimme,
Geigenschwebung, Cello celeste, Viola celeste. Jeu celeste in
Strassbourg Prot. Kirche.
am schönsten
klingt die Schwebung, wenn beide Register in der Mensur nicht gleich
sind, also diese 3-4 HT Unterschied vorliegen. Außerdem
meine ich ist sie besser als Überschwebung, also höher besser wirksam
als umgekehrt.
findet sich bei
Walcker oft zur Aeoline 8' im III.Manual.
Bei EFW findet
sich Piffaro 8' +4' oder 8'+2' oder 4'+2'. Erster Chor gedeckt, dann
zweifach mit Salicionalintonation.
Walcker baute in Petrikirche Petersburg, in Boston, Musikhalle (hier
sogar 2mal, im III.Manual als Piffara 2fach 4' und im IV.Man. als
Bifra 2fach 8' und 4'), wobei auf jeder Kanzelle doppelte Pfeifen pro
Ton stehen, die in der Tonhöhe um besagte Schwebungen differieren.
Auch Vox celestis 8' 2fach wurde gebaut (Riemann
sagt Neuyork)
In Riga findet
sich im III.Man. Bifra 8' und 4' mit doppellabierten Pfeifen, wobei
ein Labium etwas höher steht als das andere, sodass diese leichte
Schwebung entsteht.
Wilhelm Sauer
führte die Voix céleste im Norden ein, er baute die Stimme 4 HT enger
als Cavaille.
Von Gottfried Silbermann ist überliefert, dass
die Unda maris seine Lieblingsstimme war, sie war tiefer gestimmt.
Meerflaut in Oliva.
Voxcoelestis 8'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
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Fugara 8' 4' |
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Register aus
Zinn, weniger in Holz oder Zink mit niedrigem Aufschnitt und
reichlicher Windzufuhr, was einen gambenähnlichen Klang erzeugt. EFW
verwendet das Register als Fugara 4' im I.Manual( in Ulm gibt es
Fugara 8' und Fugara 4' im I.Man.), während es in Hoch-und
Spätromantik eher auf den Nebenwerken zu finden ist. Dieser Wandel
mach sich etwa nach Boston, 1857, bemerkbar, wo die Fugara 4' noch im
I.Man. steht. (Leipzig Gewandhaus, Lübeck Dom, Umbau Ffm Paulskirche
kommt die Fugara 4' vom I. ins III.)
Bei der Walcker
Pfeifenliste aus 1908 steht die Fugara 4' C mit 63mm Ø vor Salicional 4' mit 57mm, Gamba 4' 50mm, Aeoline 4' 42mm, Violine 38mm.
Klangbeispiele
Fugara 4'
OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj.
1895
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Dulciana 8' |
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sehr enge und schwache Stimme, die der
englische Orgelbauer Svetzler erfunden hat. Tiefe Oktave ist oft mit
Gedeckt 8' zusammengeführt. Ist auf allen Manualen zu finden, da es im
I.Man. wahrscheinlich oft die Dolce ersetzt. Siehe deswegen auch
Dolce. Da Walcker die Funktion der Dolce im I.Manual später
(HH-Michaeliskirche) auf die Dulciana 8' übertrug.
Die
Dulciana der Engländer und Amerikaner ist nicht wie die deutsche
Stimme, wo das Register zwischen Dolce und Salicional in der Staerke
angesiedelt ist, sondern hier ist es die feinste und zarteste Stimme.
Auch hier im angelsächsischen Raum handelt es sich um eine Familie
ähnlich den Principalen, die chormaessig auftreten. Siehe unser Bild
von REUTER, das 1954 entstand "Voicing the Dulciana" |
Trinuna 8' und 4' |
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äußerst schwache Intonation (Breslau
Vincenzkirche, Berlin Petrikirche) |
Fernflöte 8', Echoflöte oder nur
Echo 8'
Harfpfeife 8', Stillflöte 8' |
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Echoflöte oder Echo ist in einem
separaten Kasten eingeschlossen, der in der Regel schwellbar ist |
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verschiedene Streicherkombinationen |
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Klangbeispiele
Streicherklänge01
OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj.
1895
Streicherklänge02
OW, Röver-Orgel
Streicherklänge03
OW, Röver-Orgel
Streicherklänge04
OW, Röver-Orgel
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ANMERKUNGEN zu
ARISTIDE
CAVAILLÉ-COLL und seinen STREICHERSTIMMEN
In der
nachfolgenden Statistik erkennen wir den Zusammenhang von Gambe,
Salicional und Voix céleste bei den Orgeln A.Cavaillé-Colls :
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Ort |
Bj |
HW I |
POS II |
SW III |
Ajaccio |
1843 |
Violoncelle 8’, Dulciane 4’ |
Salicional |
keine |
Paris St-Vincent |
1854 |
Gambe
16’, Salicional |
Salicional |
keine |
St-Thomas d’Aquin |
1861 |
Salicional |
Gambe |
Gambe, Voix céleste |
Nancy |
1861 |
Gambe
16+8 |
Gambe |
Gambe, Voix céleste |
St-Dizier |
1862 |
Gambe |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
Bayeux |
1862 |
Gambe |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
St-Etienne du mont |
1863 |
Gambe |
kein |
Salicional |
Lisieux |
1871 |
Viole
de gambe |
Viol
de Gambe, Voix céleste |
keine |
Lyon St-François |
1880 |
Salicional |
Dulciana |
Gambe, Voix céleste |
Fécamp |
1883 |
Violoncelle |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
St-Etienne Caen |
1885 |
Gambe |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
Le Havre |
1888 |
Violoncelle |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
Amiens |
1889 |
Violoncelle |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
Toulouse St Sernin |
1889 |
Gambe |
Salicional |
Gambe, Voix céleste |
Rouen, St-Ouen
|
|
Salicional |
Dulciana |
Viole
de gambe, Voix céleste |
Cavaillé-Colls Hauptwerk-Gamben sind “Mezzo-forte”, und dienen
dazu, die “choeur des fonds” straffer und klarer zu machen. Diese
« choeur des fonds » sind immer auf nachfolgende Weise
zusammengesetzt, die Registernamen können variieren:
Montre 8’
Gambe 8’
Flûte
harmonique 8’
Bourdon 8’
Die anderen
Streicher sind zarte Solostimmen. Tatsächlich sind die Streichern
bei ACC eher spärlich vertreten. Der Gedanke des
Abschwächungsprinzip ist bei ACC insofern erhalten, als das HW das
stärkste Manual bleibt, wogegen das Récit mit dem Zungenchor fast
genauso stark wirkt. Ursprünglich war das Schwellwerk eher ein
schwaches III. Manual. Später aber wandelte sich das SW zu einem
großen, wichtigen und wuchtigen Manual mit Zungenchor und Mixtur.
Cavaillé-Coll versuchte, besonders für Notre-Dame Paris,
Terz-Mixturen zu realisieren, was aber die französischen
Organisten nicht wollten. Einige Jahre später wurden dieTerzen
entfernt. Daher finden wir Terzen nur im Weitchor (Cornet und Jeu
de Tierce).
Dies hat für
das Tutti eine besonderes Bedeutung : Die Zungen und die Cornette
müssen starker intoniert sein, als die anderen Register, weil die
Mixturen nicht als “Brücken” dienen können. Daher ist das ACC-Tutti
stark zungenorientiert. (PL)
|
|
©2005 Gerhard Walcker-Mayer
Eschringerschringerstr. 7
D-66271 Bliesransbach
gewalcker@t-online.de
®walckerorgel.de
|
Bildbeispiele
Bildbeispiel01
Geigenprincipal 8'
Walcker-Orgel in Krefeld,
Op.1112. Bj. 1903
Bildbeispiel02
Aeoline mit Steichbart
Archiv Gerhard Walcker-Mayer
Bildbeispiel03
Dolce 8'
Walcker-Orgel in Krefeld,
Op.1112. Bj. 1903
Bildbeispiel04
Violine - Walcker
Ausstellung Recklinghausen
Bildbeispiel05
Salicional 8' d'''
der Walcker-Orgel in Quito/Equador, Op.2117, Bj. 1925
Bildbeispiel06
Vox coelestis 8' c
Walcker-Orgel in Krefeld,
Op.1112. Bj. 1903
Bildbeispiel07
Dolce 8' c
Wallfahrtskirche Dieburg
Bj. ca. 1920
Bildbeispiel08
Gambe 8'
Mersch/Luxembourg
Bj. ca. 1960
Bildbeispiel09
Salicional 8'
Schlimbachorgel Nieder-Roden
Bildbeispiel10
Fugara 4'
Walcker-Orgel in Namur, Belgien
Bildbeispiel11
Aeoline 8'
Dieburg, Wallfahrtskirche
Bildbeispiel12
Dulciana 8'
Voicing the Dulciana
(by REUTER)
Bildbeispiel13
Violoncell 8'
Walcker-Orgel
Wemmetsweiler 1903
90mmWS
Bildbeispiel14
Dolce 8'
Walcker-Orgel
Wemmetsweiler 1903
90mmWS
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