Mugabe zum Kirchenoberhaupt

Orgelforum.de

neue Orgel ja, Kahlschlag nein!!

Neue Orgel ja, Kahlschlag nein!!

Anfänglich war ich von der Idee die neobarocke Walcker-Orgel in St. Reinoldi durch eine andere Orgel (unter Umständen aus der Nachbarstadt) zu ersetzen recht begeistert. Die Begeisterung hatte verschiedene Gründe, die hier nicht weiter ausgeführt werden müssen. Die Nachricht, die Orgel durch einen Neubau zu ersetzen, hat mich hingegen entsetzt. Die (in der Fachwelt zurzeit allgemein benutzten Totschlag-)Argumente, die gegen den Erhalt des Instruments sprechen, überzeugen mich in keinster Weise. Die Orgel wurde nach den gleichsam paradigmatischen handwerklichen und klanglichen Maßstäben ihrer Zeit erbaut. Dass diese Maßstäbe heute viele Orgelsachverständige und Organisten nicht mehr zufriedenstellen oder gar begeistern, gilt für die Gegenwart. Den wenig wertschätzenden Umgang mit den Orgeln von Vorgänger-Generationen haben wir in der Geschichte der Orgelkunst doch bereits zuhauf erlebt. Der aktuelle "Romantikboom" hebt doch gerade die wenigen noch erhaltenen Instrumente hervor, die von der Zerstörungswut - es ließe sich gerade von der Organistischen Bilderstürmerei sprechen - der 1930er bis 1970er Jahre verschont geblieben sind.
Aus der Geschichte lernen heißt doch hier, sich die Frage zu stellen, mit welchem Recht wir heute die Orgeln einer Epoche als minderwertig bezeichnen, die zu ihrer Zeit nach bestem Wissen und Geschmack handwerkliche Kunstwerke gefertigt hat.
Wenn man in Reinoldi eine neue Orgel will, so sollte und darf dies nicht um den Preis des Abbaus der alten Orgel geschehen. Die Orgel ist unbedingt - auch mit dieser Disposition - an der Stelle zu erhalten, an der sie sich jetzt befindet! Es gibt schon ein Instrument des Ruhrgebiets, das sein Dasein in Kisten fristet.
Man stelle sich St. Ludgeri ohne das Instrument von Arp Schnittger, St. Wenzel ohne die Orgel von Hildebrand, den Merseburger Dom ohne Ladegast oder gar den Berliner Dom ohne seine Sauer-Orgel vor. Es sind allesamt einzigartige Klangzeugen ihrer Zeit und es sind wenige, die allen Moden zum Trotz, heute ein Stück weit von dem Künden, was vergangene Generationen fertigten, hörten und lebten.
Die Orgel in St. Reinoldie war 50 Jahre lang Bestandteil der Orgel- und Musikkultur Dortmunds und des Ruhrgebiets; sie war 50 Jahre lang ein Instrument, das durch ihre Organisten den Menschen in Reinoldi zu allen Zeiten des Kirchenjahres Musik zur Ehre Gottes gebracht hat. Dass das 50 Jahre lang ein "schlechtes" Instrument getan haben soll, kann ich einfach nicht glauben!
Selbst begeistern mich romantische Musik und romantische Instrumente zutiefst, doch trotzdem und auch gerade deswegen kann ich hier sagen: Finger weg von diesem Instrument! BP 15.8.08