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Eberhard Friedrich Walckers Gestaltungen

Frankfurt Paulskirche, Opus 6, III/74, Bj 1833

Dieser Spieltisch hatte 3 Manuale mit schwarzen Unter- und weißen Obertasten, sowie Doppel-Pedalklaviatur, Piano- und Forte-Abteilung. Es handelt sich hier um Schleifladen rein mechanisch ohne Barker-Apparate. Der Spielschrank war an der rechten Seite des Orgelgehäuses angebracht. 
Diese Orgel war nach allen Aussagen, die man heute noch finden kann, klanglich eine umwerfende Pioniertat des Erbauers, namentlich die offene 32' Pedalzunge und die offenen 32' Pfeifen wurden gerühmt. Auch die zarten streichenden Stimmen, die melodisch weichen Flötenregister u.a. zeigten von der hohen Intonierkunst Walckers.   Die schwerfällige Mechanik allerdings gab zu Umbauten Anlaß. Scheinbar wurde an der Orgel öfters in diesem Bereich gearbeitet. Nachweislich 1865 und der generelle (aber auch unverständliche Klangumbau Ende des 19.JH) Umbau auf Pneumatik etwa 1898-99. 

Petersburg opus 32, Bj 1839, III/63

Bei dieser berühmten Walcker-Orgel haben wir den ersten bildlich erfassten Spieltisch von Eberhard Friedrich Walcker vor uns. Bemerkenswert ist, dass es der erste Spieltisch in der Orgelgeschichte überhaupt ist, der mit runden Registerstaffelei ausgestattet ist.  
   
Weiterhin ist zu bemerken, dass es der erste Spieltisch ist mit zwei kompletten Pedalklaviaturen. Einen Vorläufer dazu gab es in Toledo (siehe span. Orgeln). Kollektivpedal für Tutti, Labialstimmen, Coppeln I.Man und II.Man . Kollektivpedal für alle Zungenstimmen. Piano- MZ- F-Tutti . Schwelltritt für Physharmonika. Crescendo und Decrescendo - alles dies, scheint es, wurde zum ersten Mal hier gemacht.  

Stuttgart, Stiftskirche opus 28, Bj 1839, IV/74

Walter Supper schreibt im "Spieltischbuch von W.Walcker-Mayer" zu diesem Spieltisch: Diese Aufnahme wurde vom Staatlichen Amt für Denkmalpflege 14 Tage vor der Zerstörung der Stiftskirche im Jahre 1944 gemacht. In der ursprünglichen Fassung ging das Pedal II ungestört - also ohne Schwelltirtt - durch.
Die kleinen Manubrien links und rechts der 4 Manuale waren die Registerzüge; die großen Knäufe bei den Klaviaturbacken waren Kollektivzüge, und die Großknäufe in der untersten Reihe waren Kollektivzüge. Die beiden Segment -Tafeln links und rechts des Notenpultes waren Crescendo-zeiger.
Um einen derartigen Spieltisch mit zwei Pedalklaviaturen (Ulm-Münster, Petersburg St. Petri, Riga Dom ist unklar) bedienen zu können, war eine schwergewichtige Orgelbank vonnöten, die eine Rücklehne hatte, um sich an dieser Bank beim Spiel auf Pedal II zurücksteupen zu können.

Schramberg, St. Maria, opus 40, Bj 1843, III/35

Dieser Spieltisch ist von Besonderheit, weil wir hier einen komplett erhaltenen Spieltisch-Schnitt von Eberhard Friedrich Walcker haben, aus dem hervorgeht, wie die Physharmonika, das Register das im III.Manual spielbar ist, innerhalb des Spieltisches eingebaut war. Aber auch der Zusammenhang jener Spieltisch-Mechanik eines freistehenden Spieltisches mit der einer mechanischen Kegelladen-Orgel sollte hier vergegenwärtigt werden. In Schramberg wurden Barkerhebel eingebaut, die ursprünglich nicht vorhanden waren, was neben vielen anderen Dingen, den Wert der rekonstruierten Orgelteile erheblich mindern. Disposition [49 KB]

Schramberg

Rund 1/3 der Orgel in Schramberg wurden erneuert, ebenso der Spieltisch, der wie man sieht weitgehend nach originalen Gesichtspunkten gefertigt wurde. 
   

Hoffenheim, opus 63, Bj. 1846, II/27

Diese Orgel wurde von Steinmeyer ausgereingt und in den 90er Jahren von Walcker etwas klanglich hergerichtet. Es dürfte sich um das einzige original erhaltene Instrument von EFW handeln. Dies ist klanglich von großer Bedeutung, da alle anderen Orgeln von Eberhard Friedrich Walcker in irgendeiner Form umgewandelt wurden. Disposition [58 KB]  
   

Göppingen, St.Maria, opus 99, Bj. 1851, II/26

Dieser schöne Spieltische wurde anlässlich der Restaurierung und Wiederherstellung der Walckerorgel, die aus Köngen stammt, von Rensch neu gebaut. Das Ganze gewinnt durch die unbehandelte massive Eiche einen angenehmen, warmen Eindruck. Auch solche Kleinigkeiten, wie Scharniere anstelle durchgehender Klavierbänder, geben dem Äußeren ein solides Aussehen.

Neuhausen, opus 120, Bj. 1854, II/32

Die Orgel wurde in den Jahren 2003-04 von Eule, Bautzen restauriert. Der Spieltisch ist original erhalten, einige Registerzüge erhielten neue Porcellanschilder.  
Disposition der Orgel Neuhausen Opus 120 [53 KB]  

Ulm, Münster, opus 122, Bj.1852-56, III/106

In den Spieltisch dieser Orgel, damals 1856 war es die größte Orgel der Welt, hat Eberhard Friedrich Walcker sein ganzes Können und Wissen als erfahrerener Orgelbaumeister und als bedeutendster Orgelmeister seiner Zeit einfliessen lassen.
Das Besondere an diesem Spieltisch ist natürlich, dass man bei rund 110 Registern nur 3 Manuale zur Verfügung hat. Es kam ein IV.Manual dazu, auf dem sämtliche Zungenstimmen zu spielen waren!! Unbeschadet davon konnten die Zungen natürlich in ihren zugehörigen Manualen gespielt werden. Prof. Dr. H. Riemann schreibt, dass durch die pneum. Vorrichtung (Barker) eine sehr leichte Spielart war, vergleichbar einer 10reg. Orgel. Die Orgel wurde 1887-88 erstmals umgebaut, wegen Baumaßnahmen am Westturm, der eine andere Aufstellung der Orgel verlangte. Dabei wurden leider schon die 40' großen Prospektpfeifen entfernt.
Ansicht Ulmer Spieltisch ganze Größe
Dispo Ulmer Orgel ganze Größe

Das Register Nr1. ist die Dolce 8' , darauf folgt 2. Salicional 16', 3. Principal 8' des III.Manuals - alles, auch das Weitere angeordnet nach einem dynamischen Prinzip und weniger nach einer uns geläufigen Systematik.
Mit dem unteren Bild der Disposition kann genau nachvollzogen werden, wo welche Register und Spielhilfen plaziert waren. Disposition der heutigen Orgel in Ulm mit Angabe der Pfeifen aus den alten Orgeln [1.065 KB]

Agram (Zagreb), opus 130, Bj 1856, III/52

Der hier gezeigte Spieltisch ist erhalten und im unteren Teil der Orgel eingebaut. Der Spieltisch ist vollständig in Funktion. Eine Ähnlichkeit besteht zum Spieltisch Wien, Votivkirche. Es handelt sich hier um den Nebenspieltisch der Walckerorgel in Agram, der von Eberhard Friedrich Walcker gebaut wurde. Der Hauptspieltisch ist ein elöektrischer, der vor zwanzig Jahren neu von mir dort eingebaut wurde.
An der Orgel wurden von Oscar Walcker Ergänzungen mit Taschenladen gemacht. Bei der Restaurierung 1985-87 durch Walcker wurden diese Taschenladen gegen Kegelladen getauscht. Das ganze Werk ist mit elektrischen Kegelladen ausgestattet. Das Werk hat heute 78 Register. Orgelportrait Agram 0130s.pdf [109 KB]

Loffenau, opus 139, Bj. 1856, II/22

Das Instrument wurde vor einigen Jahren von Vleugels restauriert. Der Spieltisch wurde neu gefertigt. 
Orgelportrait mit teilweiser Beschreibung des Restaurierungsaufwandes [62 KB]    

Evang. Kirche Wörth, opus 193, II/17

Dieses Instrument mit mechanischen Kegelladen wurde von Walcker 1991 restauriert.  

Boston, opus 200, Bj 1862, IV/89

Die Orgel wurde mit mech. Kegelladen und Barkerhebeln gebaut.
An dieser Orgeln wurden inzwischen permanent umgebaut, so dass vielleicht noch 40% der Pfeifenwerks von Walcker ist. Absolut nichts mehr ist von den Windladen und der mechanischen Traktur erhalten. Klanglich ist heute kaum noch Walcker oder Skinner herauszuhören. Bei unserer Betrachtung ist nur der historische Ansatz beachteswert. Der unten gezeigte Spieltisch ist der dritte oder vierte us-amerikanische, der dort eingebaut wurde. 
Orgelportrait und Beschreibung des Orgeleinbaus in Amerika Op.200.pdf [76 KB]    
Crescendo- Decrescendo von Physharmonika III.Man
Schweller für II. und II.Pedal (es wurde ein Piano-Pedal eingerichtet. Spieltisch war nicht mit Doppelpedal ausgestattet. Dafür ein Kollektivzug, der schnelles Umregistrieren von Piano auf Normalpedal gestattete.
Crescendo-Walze war mechanisch- pneumatisch.
6 verschiedene Kollektivzüge für verschiedene Piano und Forte Stufen
Es wurden Elfenbein für die Untertasten und Ebenholz für die Obertasten verwendet.
Pedalklav. in Ahorn, Beläge in Ebenholz. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass Eberhard Friedrich mit seinen Söhnen umfangreiche Experimente an dieser Orgel mit elektrischer Traktur erprobten, die aber ohne Erfolg waren und nicht realisiert wurden.